Architektur- und Transportkonzept für ein Kindertechnikmuseum das 4 Jahre durch Europa tourt
Der YEP versteht sich als mobile Großrauminstallation bzw. temporäre Architektur. Er besteht aus mehren Gebäudeteilen, die in Konstruktion und Dimensionierung dem Gedanken der Mobilität folgen.
DER TECHNISCHE AUFBAU ALS INSZENIERTES EREIGNIS Der SIEMENS-Containertreck hält Einzug in die Stadt. Etwa 30 große Trucks mit Containeraufliegern treffen auf einem vorbereiteten Standort ein und begeben sich in eine Formation. Wie große Schubladen werden Flightcase-ähnliche Boxen aus allen Containern gezogen und zusammengestellt. Kranwagen verharren in Wartestellung, um die äußere Struktur zu errichten. Hierzu werden 16 leere Container säulengleich aufgerichtet und mit Ihren vorbereiteten Fundamenten verschraubt. Diese monolithaftig wirkenden Säulen werden mit Stahlnormträgern untereinander ausgesteift, es ergibt sich ein Rastersystem dessen Kontur zwei Kuben beschreibt. In das erstellte Raster werden Bodenplatten und Wandsegmente eingeklinkt, die Gitterstruktur wird zum Gebäude. Ganze Flightcases, in denen sich technische Installationen verbergen, setzt der Kran nun in diese Struktur ein. Die seitlichen Wandelmente der einzelnen Container werden ausgeklappt, mit dem benachbartem Containerskelett verschraubt und schließen so die Fassade. Während nun kein Einblick mehr in das innere Geschehen der Würfel gewährt wird, können wir beobachten wie eine weitere Stahlkonstruktion wächst. Einem Riesenrad gleich wird eine Scheibe, Segment für Segment, zwischen die Kuben gesetzt. Sie stellt eines der zwei Personenbeförderungssysteme dar, welche die Kuben verbinden. Am äußersten Punkt der Längsseite des Gebäudes wird währenddessen an der Anflanschung für die Traglufthallen-Konstruktion gearbeitet. Später wird sich die Eingangshalle wie unterschiedlich breite und tiefe Tortenstücke dem Betrachter entgegenrecken. Was erst wie eine schlaffe Folienhülle, ohne erkennbare Form wirkt, baut sich durch das Aufpumpen zur Tragestruktur und tektonischem Bau gleichzeitig auf. Der Grundriss beschreibt eine Schnecke, die sich zum Eingangsbereich verjüngt. Nach Fertigstellung der Halle wird ein letztes mal der Kran benötigt. Wieder schweben Container in der Luft, Cafe, Restaurant, Merchandising-Shop und der Fassadenaufzug werden so an ihren Bestimmungsort bugsiert. An der Halle angedockt, spannt sich zwischen den Servicecontainern der eigentliche Gastraum auf, hier wird nach der Eröffnung für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt. Die gesamte Infrastruktur wie Küche, Sozialräume, Toiletten usw. ist fest in den Containern installiert, während die Gäste, wie auf einer durch Glasdächer geschützten Terasse sowohl das Innen als auch den Außenbereich des Siemens Explorer Parks genießen können. Im Innern des Letzten Containers verbirgt sich der Fassadenaufzug, welcher auf Schienen fahrend jeden beliebigen Punkt in der Fassade erreichen kann und somit das Gebäude komplett erschließt. Scheint der Aufbau fertig, so sind doch die Montagearbeiten im Innern des Gebäudes auf vollen Touren, Bautrupps und Techniker sind mit dem Ausbau und der Installation der kompletten Technik-Innereien beschäftigt. In der Dunkelheit leicht schimmernd wird der freundliche Riese darauf vorbereitet die Pforten zu öffnen.
GEBÄUDESTRUKTUR Der YEP wird durch die Eingangshalle, eine selbstaussteifende Traglufthalle, erschlossen, die sowohl den Young Explorern als auch den Nichtmitspielern eine komplette Infrastruktur bietet. Im Innern der Halle sind Information / Wartebereich / Garderobe / Kasse / Veranstaltungsareal / Aufenthaltsmöglichkeiten für Selbstversorger angeordnet. Fest installiert in den angedockten Containern sind Toiletten / Cafe´Küche / Restaurant Küche / Sozialräume / Backoffice. Zwischen den angedockten Containern im Zeltbereich befinden sich Gastrozone / Merchandisingbereich. Die Halle übernimmt eine Membranfunktion zwischen der Spielstruktur und der Stadt. Der Spielbereich des YEP gliedert sich an die Halle an. Der Entwurf folgt der Forderung nach modularer Bauweise. Die 40“-Container und Stahlbauteile zur Erstellung der Spielstruktur basieren auf einem symmetrischen Raster, das sich wie eine Art Baukastensystem aufbauen lässt. Stahlbauteile, Boden-, Wand- und Fassadenelemente einzelner Baugruppen sind systematisiert.
VERNETZUNG Durch seine Ausprägung in der strukturellen Raster-konstruktion ist die freie Wahl von Ebenen und Wandsegmenten, d.h. die freie Festlegung der Module gewährleistet. In das entwickelte Raster werden die Flightcases mit den entsprechend vormontierten Technikinstallationen eingesetzt. Die Module der YEP-Spielstruktur sind auf besondere Weise verknüpft, um der Spielstruktur gerecht zu werden. Paternoster-Rad und Fassadenaufzug erzeugen durch ihre Veränderung der Verkehrswege die gewünschte Vernetzung der einzelnen Module. Durch diese Personenbeförderungssyteme ist eine variabele Besucherführung sowohl in horizontaler, als auch vertikaler Richtung möglich. Bei exakter Planung der Spielstruktur ist jedes Modul von jedem beliebigen Modul aus zugänglich.
1996 – 2000
MODELLBAU
Messingblech gelötet, galvanisch verzinkt und gummiertes Textigewebe